Seit gestern bin ich wieder zurück - von einer wunderschönen Reise:Zu Fuß von Porto in Portugal nach Santiago in Spanien (ca. 240 km)
Mit vier Tagen Verspätung komme ich in Porto bei Nacht an und bin gleich hin und weg von dieser Stadt mit Flair und vielen schönen alten Gebäuden.
Ich wohne für eine Nacht in einem tollen Hostel - leider im Achtbettzimmer und eine Frau hustet die ganze Nacht hindurch.
Am nächsten Morgen geht es endlich los. Nochmals zur Kathedrale
und zur berühmten Brücke Ponte Dom Luis I
ich habe glücklicherweise einen wunderschönen Tag erwischt und laufe voller Freude entlang der schönen alten Häuser
und folge dem Rio Douro unter einer weiteren Brücke hindurch (eine von vielen in Porto)
bis ich endlich den Atlantik erreiche
die meiste Zeit laufe ich auf Holzböden, was sehr angenehm ist für die Füsse.
Und die Aussicht ist etwas für die Augen.
Vorbei an einer Strandbar im Winterschlaf
An der Alternativroute entlang des Atlantiks hat es leider keine Herberge und so wohne ich in einem netten Bungalow auf dem Campingplatz Orbitur in Lavra wo ich freundlich begrüßt werde.
Am nächsten Morgen geht es weiter:
Wahnsinn was hier blüht und wächst, ich sehe jede Menge Zitronen- und Orangenbäume:
Am Abend des zweiten Tages treffe ich endlich auch auf andere Pilger.
An der Kreuzung bei dieser schönen Kapelle saß ich und gönnte mir ein leckeres Eis. Es dauerte nicht lange, bis ein Opa mit Microcar in Rasenmähergeschwindigkeit orientierungslos über die Kreuzung fuhr. Birte und Manuel - ich habe während der Reise oft an euch gedacht und euch in dem Moment vermisst. Ich dachte an Birtes Spruch vom letzten Jahr "Wieso gibt man älteren Leuten solche Autos, die fahren doch eh schon so langsam. Denen sollte man mal schnelle Autos geben!". Wir hätten hier viel Spaß zusammen gehabt. Im Herzen hab ich euch mit auf den Weg genommen. Und wer weiß... vielleicht
sind wir irgendwann mal wieder gemeinsam auf einem Jakobsweg...
sind wir irgendwann mal wieder gemeinsam auf einem Jakobsweg...
Mit Peter aus Irland und Jorge aus Portugal beim gemeinsamen Abendessen. Jorge sagte, dass Portugal unbedingt Regen bräuchte - es sei schon viel zu lange trocken gewesen. Der ließ auch nicht mehr lange auf sich warten und holte alles nach, was er versäumt hatte. Die Tage darauf sollte es regnen und regnen und regnen.
Jorge läuft weiter. Er hat für die Strecke viel weniger Zeit. Er hinterlässt Peter und mir eine Nachricht:
"<-- Bom Caminho Simona Peter" (Einen guten Weg Simona Peter)
Obregada Jorge, i wish you always a Bom Caminho!
"<-- Bom Caminho Simona Peter" (Einen guten Weg Simona Peter)
Obregada Jorge, i wish you always a Bom Caminho!
Durch eine lange, beeindruckende Ahornallee geht es weiter in die Stadt Ponte de Lima. Die Bäume sind von stattlicher Größe, was hier auf dem Bild gar nicht so richtig rüberkommt. Ich befand mich ausserdem schon in der Mitte der Allee. Sie war also etwa doppelt so lange.
Die Brücke von Ponte de Lima:
Nach einen stürmischen Regen entstanden schlammige Wege und Pfützen in denen sich später der Himmel auf Erden spiegelte. Eine Analogie dazu wie das Leben manchmal so spielt.
Und immer weiter den gelben Pfeilen entlang. Die Wegauszeichnung ist in Portugal sehr gut gemacht worden. Geht man einmal falsch, so wird das gleich durch gelbe X gezeigt.
Das war mein Blick von der Festung Valenca in Portugal in Richtung der Stadt Tui in Spanien. Die internationale Brücke verbindet beide Länder. Sobald man in Spanien ist, wird die Uhr um eine Stunde vorgestellt.
Es regnet, regnet und regnet und ich gönne mir eine Pause in einer Bar. Es gibt heiße Milch, Magdalenas und Tortilla. So wie im letzten Jahr.
Pause auf der Bank in einem Bushäuschen
Dem Ziel immer näher
Nach über 30 Kilometern in Redondela angekommen, möchte ich mir noch die Brücke in der Bucht von Vigo ansehen. Optimistisch stiefle ich los - ohne Regenkleidung. Ich hätte es wissen müssen - nachdem die letzten Tage ein stetiger Wetterumschwung war (Aprilwetter wie ich es noch nie erlebt habe) - fing es wieder an zu regnen. Da ging ich nun - mit meinen offenen Gummischlappen und suchte Schutz unter einem Baum. Wie auch einige Spanier. Eine nette spanische Familie bot mir einen Platz unter ihrem Schirm an.
Wir kommen ins Gespräch und ich erzähle ihnen, dass ich auf dem Weg zur Brücke bin. Sie sagen mir, dass ich die Brücke auf diesem Weg entlang der Bucht nicht erreichen könnte und sie ausserdem einige Kilometer entfernt sei. Der Regen prasselt und wir unterhalten uns weiter. Plötzlich machen sie mir einen tollen Vorschlag: Der Mann läuft zurück ins Dorf, holt das Auto und ich spaziere noch ein wenig mit der netten Frau und ihrer Tochter weiter. Nach zwanzig Minuten ist er zurück und wir fahren zu viert auf einen Berg mit einer schönen Aussicht auf die Bucht. Anschließend gehen wir im Restaurant Meson Coto del Aguila (bedeutet wohl soviel wie Adlernest - also weit oben ;-)) etwas trinken.
Und dann fahren wir über die Brücke auf die andere Seite und wieder zurück.
Und das ist die herzliche und gastfreundliche Familie:
Ana, Fermin & Elsa
(I would be very happy to see you again one day! Thank you for this wonderful and memorable evening!)
Am nächsten Tag bin ich unterwegs mit Karla aus Deutschland und Dave aus den USA:
Was für ein süßer, verspielter und kleiner Hund. Er hat an meinen Armbändern gefallen gefunden und ich muss ihn abhalten, mir diese abzukauen.
An der Thermalquelle in Caldas de Reyes:
Noch so ein süßer Knopf
Mein Rucksack - mit seinen sieben Kilo und seinem guten Gurtsystem ist er super zu tragen. Ich spüre ihn kaum und er stört kein bisschen. Im Gegenteil. Er ist für mich im Regen und der Kälte zu so etwas wie einem schützenden Schneckenhaus geworden (Deuter ACT Lite 35+10 Liter SL).
Am vorletzten und letzten Tag laufe ich mit Katharina aus Deutschland. Der vorletzte Tag war schön, wir hatten uns viel zu erzählen. Der letzte Tag war jedoch richtig hart. Es regnete fast ununterbrochen und wir liefen lange hintereinander der Straße entlang - es war schwierig, sich zu unterhalten. Irgendwann war einfach alles nur noch kalt und nass.
Endlich angekommen in Santiago. Bei strömendem Regen ist auf dem Platz vor der Kathedrale nichts los. Schade - kein Vergleich zu letztem Jahr als ich gleichzeitig mit vielen anderen bei schönem Wetter angekommen bin. Aber halb so schlimm - ich habe eine schöne Erinnerung die mich bei diesem Wetter wärmt.
Abends geht es mit sechs anderen Pilgern aus Deutschland zusammen zum Italiener. Wir haben es sehr lustig zusammen und es gibt leckeres Essen. Als Vorspeise einen warmen Salat (Spinat? Knoblauch!), dann Pasta mit Pesto und Schokopudding). Der warme Salat ist der Hammer. Sowas hab ich noch nie zuvor gegessen. Muss mal schauen, ob ich ein Rezept finde - oder falls jemand eines kennt, ich freu mich über Tipps.
Am nächsten Tag geht es zurück nach Porto. Nachdem das Wetter so regnerisch war, habe ich mich entschieden, vorzeitig Santiago zu verlassen. Mit im Bus sitzt auch Kai, ein sympathischen Pastor aus Deutschland. Wir unterhalten uns über Gott und die Welt im Bus und verbringen einige Zeit beim Sightseeing in Porto. Den Abend lassen wir bei einem Glas Wein bzw. Portwein, Oliven, Brot und Butter in einem kleinen Restaurant am Rio Douro ausklingen.
Es war eine rundum schöne Reise. Das Wetter war ein bisschen gewöhnungsbedürftig, ich war ja vom letzten Jahr etwas ganz anderes gewöhnt. Portugal und Spanien hat seinen verdienten und notwendigen Regen bekommen. Ich habe etwas für mich viel wichtigeres bekommen: Zeit für mich, Zeit mit anderen, viele spannende und interessante Gespräche, schöne Orte, betörende Düfte von Eukalyptus- und Orangenbäumen, Blumenmeere und viele Gedanken und Ideen auf dem Weg.
Ich habe interessante Menschen aus aller Welt kennenlernen dürfen:
Zum Beispiel aus Portugal, Spanien, Irland, USA, Kanada, Neuseeland, Mexiko, Israel, Iran, Deutschland.
Dafür bin ich sehr dankbar.
Und für die Wegbegleiter die das hier lesen: Vielen vielen Dank und ich wünsche euch für jederzeit "Bon Camino". Es war eine schöne Zeit mit euch, an die ich mich immer gerne zurück erinnern werde.
Und nun bin ich wieder zurück in Ulm ;-)
Bis zur nächsten Reise...
5 Kommentare:
Liebe Simone,
es war ein toller Abend in SDC.
Schöne Fotos.
Mein Bericht folgt bald.
Uma semana maravilhosa . Belas fotos . ATÉ UM DIA ... ULTREIA E SUSEIA
Hallo Simone, wir wollen das auch machen. Tolle Fotos, wir könenn gespannt sein. Darf ich fragen wie lange du gewandert bist? Viele Grüße, Katja
Hallo Simone,
vielen Dank für den wunderbaren Bericht und die tollen Fotos. Bin im Mai/Juni den Camino frances gelaufen.
Würde so gern nächstes Frühjahr den camino portugues gehen, habe nur die eine Frage: wie ist die Herbergsdichte, muss man wirklich 20 bis 30 km Etappen machen um eine Unterkunft zu finden? Das schaffe ich nämlich nicht. Ich würde mich über eine Antwort sehr freuen,
liebe Grüße von Sonja aus dem Kreis Heidenheim
Hallo Katja, hallo Sonja,
leider habe ich eure Einträge erst jetzt gesehen.
Ich war etwa zweieinhalb Wochen unterwegs. Im Schnitt 18-20 Kilometer am Tag. 20 Kilometer lassen sich auch untrainiert relativ gut bewältigen. Herbergen gibt es in geeigneten Abständen, teilweise auch in geringeren Abständen. Am besten einen guten Reiseführer kaufen (z. B. Caminho Portugues von Raimund Joos) - darin ist beschrieben, wo genau die Herbergen zu finden sind.
Bei weiteren Fragen am besten eine mail senden an mich:
simone.fly1@gmail.com
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