Mittwoch, 30. Juli 2008

Simone Autopilot

Heute Morgen ist Stan ordentlich angesprungen. Das heisst - so wie sonst auch. Zwei Fehlversuche und beim dritten Mal springt er dann an. Dann rückwärts aus dem Hof rausfahren, Vorwärtsgang einlegen, Auto geht aus, erneut starten und weiterfahren. Das Übliche - so ist es ja eigentlich jeden Tag. Nichts Beunruhigendes. Auf dem Weg zur Arbeit ruckelte und zuckelte das Auto vor sich hin, hörte sich seltsam an und ein bisschen verkohlt roch es auch noch. Wunderbar. Ich konnte auch aufs Gas stehen wie ich wollte. Richtig 'ziehen' wollte er nicht. Umso mehr hab ich mich nach der Arbeit dann gefreut, dass Stan gleich angesprungen ist. Ohne Fehlversuche.

Und dann dachte sich mein 'autokennerischer' Verstand: Vielleicht tut es dem Auto mal ganz gut eine längere Strecke schneller zu fahren und nicht nur immer 4 Kilometer zur Arbeit. Ich bin also aus der Stadt raus, das Auto lief immer besser und dann wollte ich nach circa 10 gefahrenen Kilometern umdrehen und habe - das war ein grosser Fehler - das Auto ausgemacht. Da stand ich dann... In der Pampa am Strassenrand und die Sonne ging langsam unter. Ich habe sicher 20x versucht das Auto neu zu starten - Rien ne va plus - nichts ging mehr. Also habe ich wieder dem RAC angerufen - Gott sei Dank hatte ich noch ein wenig Restakku. So stand ich dann dort, es wurde immer dunkler und nach 20 Minuten kam dann endlich der Pannenhelfer. Der sagte mir dann, dass der Starter Motor (Anlasser) beschädigt ist - was aber eine kleine Sache ist und nur 300 Dollar kosten würde. Jaja, nur 300 Dollar (ca. 200 Euro). Sowenig ist das gar nicht. Viel ist es auch nicht. Aber ich investiere doch nicht das Geld wenn jeden Tag dann das nächste Teil endgültig kaputt sein könnte.

Da frage ich mich - kann es sein, dass an einem Auto alles kaputt ist?
- Motor beschädigt
- Anlasser beschädigt
- Kühlerflüssigkeitstank hat ein Leck
- Bremsen abgenutzt
- Reifen abgefahren
- Frontscheibe hat 30 cm langen Riss
- Seitenscheibe hat Sprünge
- hinterer Scheibenwischer fehlt
- Getriebe mussten wir im letzten Dezember reparieren lassen

Tolle Liste, oder? Und ich habe nun endgültig genug. Ich werde schauen, dass ich das Auto evtl. an einen Bastler verkaufe und wenigstens noch ein klein bisschen was dafür bekomme. Bevor ich dann irgendwann auch noch für die Entsorgung zahlen muss.

Würde ich in Deutschland mit so einem Auto herumfahren - die hätten mich schon längst verhaftet.

Manche Backpacker kaufen sich ein Auto für nur 2000 Dollar (wir haben knapp über 4000 Dollar bezahlt) und haben nie Probleme. War einfach ein Griff ins Klo - unser Stan.

Aber zwei Dinge muss ich ihm zu Gute halten: Auf unseren langen Strecken durchs australische Outback hat er sich immer angestrengt was ja eigentlich ein Wunder ist bei dem Zustand. Und die andere Sache: ich habe in dem grossen King-Size-Bett immer göttlich geschlafen.

Schmierschlabberdreck

Heute hat eine Kundin bei Coffeeworks eine Likörflasche zu Boden geworfen. Grosszügigerweise (und für mich unverständlicherweise) berechnet Coffeeworks in solchen Situationen nichts. Ich habe dann - hatte ich doch eh grad Zeit - die Sauerrei aufgewischt. Bäh... 500 Milliliter Klebeschmiere auf dem Fussboden. Natürlich musste das Zeug auch noch unter den Coffeetable laufen. Da stand ich dann mit meinem Wischmop - besser gesagt, ich kroch auf dem Boden um unter dem Coffeetable zu putzen. Das ist eine ganz tolle Situation - vor allem wenn dann fünf Leute ringsrum stehen und zuschauen. Ich will ja auch niemandem mein nicht vorhandenes Arschgeweih zeigen oder so - also schön Hose hochziehen. Und dann musste die Kundin die die Flasche runtergeworfen hat auch noch anfangen mir reinzureden wie man am besten sowas aufputzt. Die Tipps waren total unbrauchbar. Hätte ich das so gemacht wie sie sagte, wären nachher nicht nur 1 qm sondern 5 qm Fläche klebrig gewesen - sie hatte so eine Art Schmutzverteilungsplan. Ich hab ja viel Geduld und bin in der Regel immer freundlich. Aber in der Situation war ich kurz vorm explodieren.

Ja und gestern hat jemand auf der Toilette das ganze Klo vollgekackt (nein, nicht nur in der Schüssel). Die Spritzer waren auf der Klobrille verteilt. Bäh... ekelhaft. Ich war blöderweise die, die es zuerst gesehen hat und so blieb mir nichts anderes übrig als es wegzuputzen. Zwei paar Handschuhe mussten es aber schon sein. Am liebsten hätte ich auch noch ne Gasmaske angezogen - hatten wir nur leider nicht da.

Jeden Samstag Abend müssen wir selbst die Toiletten putzen da die Raumpflegerin am nächsten Morgen nicht kommt. Die Kollegin mit der schlechten Arbeitsmoral wollte es nicht machen und wir Neuen wussten nicht, wo das Putzzeug und der Schlüssel sind. Und dann sagte ich zu ihr, sie solle uns doch grad einlernen. Also, so geht es nach australischem Fauli-Standart:
1. Schlüssel holen und Badschränkchen aufschliessen
2. triefende Klobürste aus dem Badschränkchen nehmen
3. versuchen möglichst viele Klobürste-Schmutztropfen zu verteilen.
_ Dabei keine Rücksicht auf Kolleginnen oder Raumeinrichtung
_ nehmen. Am besten hilft dabei die
_ Visualisierung 'Ich bin der Papst und segne alle'
4. Klobürste gründlich und ausgiebig auf Klobrille tropfen lassen
_ bevor sie ins Becken getaucht wird.
5. Putzmittel in die Toilette spritzen. Aber nicht einwirken lassen
_ sondern nach einmal Klobürste umdrehen gleich wegspülen.
_ Dies entspricht Schritt eins auf dem
_ Rettet-die-Keime-Strategiepapier
6. erneute 'Ich bin der Papst und segne alle'-Visualisierung
_ während man zurück zum Schrank läuft
7. Boden aufwischen
8. feststellen, dass der benutzte Mop nicht fürs Klo ist sondern
_ nur für die Küche verwendet werden darf
9. Zu faul sein um das Wasser zu wechseln und - aha der
_ Küchenboden ist noch dreckig und das selbe Wasser und
_ den selben Mop für die Küche nehmen.

Das war mit Abstand die allerschlimmste Arbeitseinweisung die ich je bekommen habe. Nicht dass ihr denkt, alle würde so arbeiten. Ich glaube es war einfach nur das negativste Negativbeispiel.

Dienstag, 29. Juli 2008

einfach saukalt dieser Winter...

zumindest Nachts. Tagsüber haben wir Wetter wie im Frühling und manchmal wie im Sommer in Deutschland. Aber Nachts ist es einfach ganz ungemütlich. Und dann liege ich unter meinen zwei dicken Bettdecken und träume von einem häusertechnisch besser isolierten Australien oder von einem Zimmermann der mir eine warme Bloghütte mit Holzofen baut. Kommende Nacht soll es sogar bis auf 2 Grad abkühlen. Und das ist bei einfachverglasten Fenstern und Pappwänden echt kein Spass.

Montag, 28. Juli 2008

Chaostage

Nachdem mir meine freundliche Vermieterin verkündet hat, ich solle – sobald unsere Mitbewohnerin Wendy in zwei Wochen ausgezogen ist – künftig statt einem Drittel der Miete die Hälfte der Hausmiete zahlen, habe ich dankend abgelehnt. Ich meine, das Haus hat vier Schlafzimmer, einen Werkraum und eine Garage. Ich habe ein kleines Zimmer mit gerade mal knapp 9 Quadratmetern. Während meine Vermieterin zwei größere Zimmer, Werkraum und Garage hat. Ich hatte zwei Möglichkeiten: mehr zahlen oder ausziehen. Schlussendlich hab ich mich fürs Ausziehen entschieden. Ich hatte eh das Gefühl, dass ich hier nicht mehr wirklich erwünscht bin und das hat die Lebensqualität natürlich auch nicht gesteigert.

Nun werde ich mir etwas anderes suchen. Leider sind auf der Avocadofarm bei der ich gearbeitet habe zur Zeit keine Zimmer frei. Aber ich habe noch etwas anderes in Aussicht.

Mit Mitbewohnerin Wendy habe ich mich in letzter Zeit immer besser verstanden – im wahrsten Sinne des Wortes: Anfangs hab ich ihren Aussie-Slang ja mal gar nicht verstanden und ein bisschen seltsam fand ich sie auch. Mittlerweile verstehe ich ihren Slang und nun ist sie nicht mehr seltsam sondern eher komisch. Das aber im positiven Sinne. Wir haben nämlich in letzter Zeit sehr viel zusammen gelacht. Oft schauen wir abends gemütlich fern und dabei haben wir es immer wieder lustig. Und in einer viertel Stunde kommt auch schon meine zweite Lieblingsserie: „The Farmer Wants A Wife“. Mal sehen wie sich die Teilnehmer und Teilnehmerinnen so entscheiden werden. Ich habe schon lange nicht mehr so viel fern gesehen wie hier in Australien. Aber ich verstehe ja mittlerweile sehr viel und habe immer wieder Aha-Erlebnisse wenn ich den Sinn eines neuen Wortes verstehe.

Wendy renoviert sich zur Zeit einen Wohnwagen und zieht bald auf einen Campingplatz – solange bis sie sich den Traum vom eigenen Stück Land wahr machen kann. Ich werde sie auf jeden Fall vermissen!

Und dann hat heute auch noch mein Auto gar nicht mehr anspringen wollen. Meine Wiederbelebungsversuche mit dem Jumpstarter (Ersatzbatterie mit Überbrückungskabel) waren auch nicht von Erfolg gekrönt. Und so dachte ich, dass der Motor nun wohl endgültig im Eimer ist. Da ich aber Mitglied im australischen ADAC (nennt sich hier RAC) bin und der auch nicht umsonst ist, hab ich dort angerufen. Eine Stunde später kam dann ein hilfsbereiter und netter Mechaniker. Die Batterie war ok, das Kabel zur Batterie hatte sich aber gelockert. Und dann war da noch das Problem mit der Kühlerflüssigkeit. Die hat sich nämlich klammheimlich und unerlaubterweise aus dem Staub gemacht. Im Kühlertank ist irgendwo eine undichte Stelle und jetzt soll ich täglich checken, ob genug drin ist. Ufff… Gott sei Dank. Ich hab mich schon auto- und obdachlos gesehen.

Übrigens stehen die Sterne zur Zeit ganz stark im Zeichen Neuseelands. Vieles deutet darauf hin, dass ich dort eine prima Zeit haben werde. Zwar habe ich meine Wette gegen Mitbewohnerin Wendy verloren. Letzten Samstag spielte die Rugby Union - Australien gegen Neuseeland. Ich stand natürlich auf der neuseeländischen Seite – die Neuseeländer haben aber trotz ihrem furchteinflössenden traditionellen Kriegstanz leider verloren.

Jedoch habe ich letzte Woche zwei neuseeländische Telefonnummern bekommen. Eine von meinem Ex-Sparkassenkollegen Bernd (dessen Buch ich euch vorgestellt habe) und eine von einem neuseeländischen Ehepaar die zu Besuch bei Coffeeworks waren. Das Ehepaar war sehr nett uns sie haben mich zu sich eingeladen. Und heute kam noch Mel – eine Arbeitskollegin aus der Rösterei – zu mir und sagte, dass ich für ein paar Tage bei ihrer Freundin in Hamilton wohnen könnte. Das sind ja alles mal prima Vorzeichen – und ich freu mich einfach saumäßig endlich wieder weiterreisen zu können und endlich wieder ein Stück mehr von der Welt zu sehen. Und die schönsten Bilder kommen wie immer auf den Blog. Versprochen.

Sonntag, 27. Juli 2008

Etwas Schönes & Nachdenkliches



Wenn ich mein Leben noch einmal leben könnte,
würde ich riskieren, mehr Fehler zu machen.
Ich wäre entspannter, lockerer,
Ich würde mehr Unsinn machen,
als ich es auf dieser Reise tat.

Ich würde einige Dinge weniger ernst nehmen,
Ich würde mehr auf Reisen gehen,
auf mehr Berge steigen und
öfters in Flüssen schwimmen.
Ich würde mehr Eis und weniger Bohnen essen.

Vielleicht hätte ich mehr wirkliche Sorgen,
aber dafür weniger eingebildete.
Du siehst, ich bin eine von denen,
die ernst und gesund leben -
Stunde für Stunde - Tag für Tag.

Ich hatte wunderbare Augenblicke und
wenn ich mein Leben noch einmal leben könnte,
hätte ich mehr von diesen.

Tatsächlich würde ich nicht versuchen
anderes zu haben - nur Momente,
einen nach dem anderen -
anstatt so viele Jahre jedem Tag voraus zu leben.

Ich war eine von denen, die nie ohne Thermometer,
Bettflasche, Regenmantel und Regenschirm
aus dem Haus gingen.

Wenn ich noch einmal leben könnte,
würde ich mit leichterem Gepäck reisen.

Ich würde früher im Frühling barfuss gehen
und länger im Herbst.

Ich würde mehr tanzen gehen,
mehr auf dem Karussell fahren
und ich würde auf jedem Fall -
mehr Gänseblümchen pflücken.

Text: Verfasserin unbekannt
Foto: www.pixelino.de, Ginover

Die Welt ist klein...

kleiner... am kleinsten!
Gestern war ein ganz nettes Ehepaar aus Basel bei Coffeeworks zu Gast. Heute war dann ein Ehepaar mit Tochter hier und ratet mal woher? Aus Beringen. Nur ein paar Kilometer von Jestetten entfernt. Es war total nett und lustig und ich freu mich immer wieder über Gäste aus der Heimat. Aus Jestetten war noch niemand da. Aber wer weiß - mittlerweile wundert mich ja gar nichts mehr.

Dienstag, 22. Juli 2008

Zur Abwechslung etwas Werbung...

So langsam aber sicher fällt mir hier in Mareeba die Decke auf den Kopf. Noch ein paar Wochen arbeiten und dann geht es endlich weiter. Boris kommt Ende August oder Anfang September wieder nach Australien. Wann genau will er mir nicht verraten (ÜBERRASCHUNG). Ich freu mich schon total auf unsere gemeinsame Reise entlang der australischen Ostküste nach Melbourne. Und danach gehts dann zusammen für einige Monate nach Neuseeland. Ich sitze hier auf Kohlen und will endlich los!

Zur Einstimmung hat mir Boris das Buch 'Neuseeland pur' geschenkt. Geschrieben hat es ein ehemaliger Arbeitskollege aus meiner Sparkassenzeit in Ulm: Bernd Häussler. Ich hatte schon lange vor, mir dieses Buch zu kaufen - und endlich hab ich es :-)



Bernd Häussler lebte und arbeitete (2005-06) 9 Monate in Neuseeland. Unterwegs war er stets mit seinem Motorrad. Er erzählt von seiner Arbeit auf einem Weingut, von der Gastfreundlichkeit der Kiwis, von den aussergewöhnlichen Briefkästen der Kiwis (Microwellen, Bootsmotor, etc..) und davon, wie er - als er einen dieser Briefkästen fotografieren wollte - vom Hausbesitzer mit dem Gewehr bedroht wurde.

Das Buch ist kurzweilig und spannend geschrieben. Ich wollte gar nicht mehr aufhören zu lesen - und so war ich nach einem freien Tag durch.

Also, nichts wie ab in die Buchhandlung - mit € 9,90 ist es ein Schnäppchen und eine Investition die sich auf jeden Fall lohnt!

Hier noch ein paar Zitate, die es mich besonders zum Lachen gebracht haben:
"Die Japaner waren schuld daran. Die hatten damals Neuseeland mit günstigen Importautos regelrecht überschwemmt und damit eine ganze Nation mobil gemacht. Doch wer's versaut, muss es auch wieder richten. Also sorgten japanische Ingenieure 1969 für den Ausbau der Brücke auf acht Fahrspuren: Links und rechts hängten sie einfach Stahlkonstruktionen mit Platz für je zwei weitere Fahrspuren dran. Die heißen bei den Aucklandern 'Nippon-Clip-ons'."
"Es gibt viele Kiwis, die ohne das schöne Wörtchen 'fuck' in allen Variationen nur halb so viel zu sagen hätten."
".. ich liess mich nicht dazu überreden, auf ein Pferd zu steigen. Ich bin doch nicht lebensmüde. Vor allem der Spruch an der Wand im Pferdestall hielt mich davon ab: Wir haben für jeden das richtige Pferd: Für erfahrene Reiter erfahrene Pferde. Für Leute, die gerne ruhig reiten, ruhige Pferde und für Leute, die nicht gern reiten, haben wir Pferde, die nicht gern geritten werden wollen."

Sonntag, 20. Juli 2008

Befestigungsweise



In Australien gibt es Dinge - die gibt es in Deutschland nicht. Zum Beispiel Blu-Tack. Als ich das vor ein paar Monaten zum ersten Mal gesehen habe, dachte ich 'die Australier - die spinnen. Sie kleben Papier mit Kaugummi an die Wand'. Mir war das gleich äusserst suspekt. Einige Tage später erfuhr ich, dass das nicht Kaugummi sondern Blu-Tack ist. Blu-Tack ist so ne Art Klebemasse, mit der man alles Mögliche befestigen kann. Meist wird es für Poster oder Notizzettel verwendet. Aber man kann es zum Beispiel auch anstelle eines Schlüsselbrettes verwenden. Einfach viel Blu-Tack um den Schlüssel schmieren und der hält dann bombensicher an der Wand. Es sieht halt eklig aus - beziehungsweise anfangs ist Blu-Tack noch schön bunt. Nach mehrfachem Gebrauch wird es aber so graubraun aus wenn sich so richtig viele Staub- und Fingerfettpartikel festgesetzt haben.

Ein paar Australier haben mich auch schon ganz komisch angeschaut als ich erzählte, dass wir das nicht in Deutschland haben. Deren Tipp: Ich solle Blu-Tack unbedingt nach Deutschland bringen. Die Menschen dort bräuchten das unbedingt! Nun ja... bisher konnte ich mich noch nicht an das ekelerregende Kaugummi-Outfit von Blu-Tack gewöhnen. Aber wer weiss... vielleicht fehlt es mir ja wenn ich irgendwann nicht mehr in Australien bin. Wer eine Packung Blu-Tack will, kann es bei mir bestellen ;-)



Und dann gibt es noch etwas anderes in Australien - das finde ich aber echt supergut: Spülschwämme mit Aufhängeöse. Das ist genial, können die Spülschwämme doch gescheit trocknen und sind gut aufgeräumt:

Mittwoch, 16. Juli 2008

Chocolaterie



Gestern und heute habe ich zusammen mit Konditormeisterin Maria aus Salzburg in der Schokoladenküche gearbeitet. Heue haben wir über 90 Kilo Schokolade produziert. Das heisst... Schokolade schmelzen und in die Bohnenformen giessen. Und wenn man überlegt, dass eine Bohne später gerade mal zwei Gramm wiegt ... wir haben echt viel produziert: Dunkle Kaffeeschokolade, Milchschokolade, marmorierte Schokotafeln etc. Ausserdem musste die Schokolade noch eingepackt und der Laden wieder aufgestockt werden. Die Arbeit mit Maria macht mir total viel Spass und es ist auch sehr schön, dass wir zur Abwechslung auch deutsch reden können.

Von den Maschinen in der Schokoladenküche bin ich auch ganz angetan. Diese Maschinen haben z. B. spezielle Aufsätze mit denen die Schokolade von einem Strahl in 78 Düsen verteilt wird. Diese Düsen füllen dann die 6x13 Bohnenformen. Und dann gibt es dann noch das Gaspedal mit dem man den Schokoladenfluss steuern kann.



Ich nehme die Arbeit im Schokoladenladen sehr ernst und fühle mich auch für die Qualitätskontrolle verantwortlich. So teste ich beim Einpacken die Schokolade auf ihren Geschmack. Eine Bohne in die Tüte, einen in den Bauch, eine in die Tüte, einen in den Bauch ;-)
Na ja... ganz so schlimm ist es nicht. Ihr denkt jetzt, dass mit der Qualitätskontrolle sei nur ein Vorwand? Natüürrrliiiichhhh nicht!

Dienstag, 15. Juli 2008

Rodeo



Am vergangenen Wochenende fand das Highlight des Jahres in Mareeba statt: Das alljährliche Rodeo.

Am Freitag Abend war zunächst einmal die Parade, bei der alle Rodeoprinzessinnen auf Ihren Wägen durch die Strassen fahren. Dabei waren aber auch noch total süsse braunweiss-gescheckte Ponys. Die Ponys waren für mich natürlich das Highlight. Am späten Abend wurde dann die Rodeo-Queen gekrönt. Das hab ich allerdings verpasst. Ich musste nämlich früh ins Bett weil ich das ganze Wochenende über gearbeitet hab.





Als einzige ausländische Prinzessin war ich vertreten:



Am Samstag Abend bin ich dann - nach langem hin und herüberlegen - zum Rodeo. Ich war mir dieser Sache erst nicht so sicher weil ich mir dachte, dass das bestimmt nicht gerade tierfreundlich ist. Allerdings haben die Bullen und Pferde dort einen recht stolzen und aufgeweckten Eindruck auf mich gemacht. Gut, es hat ihnen vielleicht die paar Sekunden mit Reiter auf dem Rücken nicht wirklich gepasst. Aber danach sind sie meist relativ unbeeindruckt davongetrabt und manche haben sich sogar einen Spass daraus gemacht, noch ein wenig länger durch die Arena zu galoppieren.

Die Eltern meiner Arbeitskollegin Kristy haben mich eingeladen, zu Ihnen in die Privatloge zu sitzen. Es war super und vor allem hatte ich eine geniale Aussicht.

Kristy und ich:


Auf dem Programm stand Bull-Riding, Horse-Rodeo, Barrel-Race (dabei müssen Pferd und Reiter so schnell wie möglich um drei Fässer reiten und dass in einem atemberaubenden Tempo) und noch ein paar andere Sachen wie Kälber mit dem Lasso fangen. Das mit dem Lasso war auch halb so wild. Sobald die Reiter das Kalb gefangen hatten, liessen sie das Lasso los damit den Kälbern nichts passiert.

Blöderweise hab ich meine Kamera vergessen. Echt schade, wo es doch ein Erlebnis der anderen Art war. Es war schon aufregend und ich kam mir ein wenig vor wie im wilden Westen. Hier ein paar Bilder aus der Zeitung:





Übrigens - hab ich euch eigentlich schon mal erzählt, dass ich Cowgirl werden wollte? Das war damals zu Grundschulzeiten. Dass Cowboys und Cowgirls Kühe treiben - daran hab ich ja nicht gedacht. Das würde mich ja auch gaaar nicht reizen. Aber mit einem gescheckten Pferd in der Prärie dem Sonnenuntergang zureiten. Ja, eher so hab ich mir das vorgestellt (Ich glaub ich hab zuviel Werbung für Zigaretten angesehen). Als ich mir dann damals im Grundschulunterricht (zweite oder dritte Klasse) im Unterricht aus Langeweile Papierzigaretten und einen Papieraschenbecher gebastelt habe, war meine Klassenlehrerin natürlich höchst alarmiert. Halb so schlimm, war ja nur Papier und mit dem Rauchen hab ich schlussendlich auch nicht angefangen. Aber richtig reiten lernen - das ist ein Traum von mir und irgendwann mach ich den dann auch noch wahr. Ich werde bestimmt nicht durch die Prärie reiten, aber vielleicht ein paar Wochen lang durch Deutschland.

Montag, 14. Juli 2008

Neuer REKORD!

Heute habe ich insgesamt 114 Tasting-Touren verkauft. Das ist der neue Jahresrekord. Vermutlich war es sogar der beste Tasting-Tour-Day überhaupt. FREU!

Angefangen hat es gleich heute Morgen mit einer Gruppe von 36 Rentnern die mit dem Reisebus kamen. Gott sei Dank wusste ich das nicht im Voraus. Hätte vor Nervosität sicher ganz weiche Knie gekriegt. Die Rentner waren alle ganz nett und haben schön brav zugehört und ich habe ganz laut gesprochen damit ich nicht dieses schreckliche fussballstadionähnliche Mikrofon benutzen muss.

Danach war dann der ganze Tage über recht viel los. Nun bin ich erst einmal total platt nach den letzten Tagen.

Freitag, 11. Juli 2008

*** FREUNDE ***



Während meiner Reise merke ich ganz oft, wie ihr - meine Freunde - mir fehlt. Im Herzen seid ihr bei mir und gleichzeitig aber so weit weg. Einfach mal spazieren gehen oder einen Kaffee trinken und dabei über Gott und die Welt reden. Das fehlt mir.



Nun werde ich erst einmal nach längere Zeit um die Welt reisen. Aber ich freue mich auf den Moment an dem ich euch wieder in die Arme schliessen kann.
Ich bin so froh, dass es euch gibt. Ich drücke euch ganz fest.

Donnerstag, 10. Juli 2008

Kommissar Rex



Jeden Donnerstag gibt es das obligatorische Fernsehprogramm: Kommissar Rex.
Der heisst hier 'Inspektor Rex' und wird in deutscher Sprache mit englischem Untertitel übertragen. Es war gar nicht so einfach den Bildschirm zu fotografieren.

Dienstag, 8. Juli 2008

best day ever

Heute hatten wir bei Coffeeworks den erfolgreichsten Tag seit der Gründung im Jahr 1998. Wir waren den ganzen Tag auf den Beinen. Aber alles klappte wie am Schnürchen. Die Stimmung im Team war gut und die Gäste waren auch alle prima.

Montag, 7. Juli 2008

Die neueste Attraktion in Mareeba...

bin ich... anscheinend...

Seit kurzem wollen sich nämlich immer wieder Gäste mit mir fotografieren lassen. Anfangs dachte ich immer, die wollen, dass ich sie fotografiere. Null Problemo. Und dann werde ich aber meist energisch mit aufs Foto geschoben. Na dann - ist ja eigentlich ganz nett
:-) CHEESE :-)

Donnerstag, 3. Juli 2008

Arbeiten und arbeiten lassen?

Am liebsten arbeite ich entweder an dem Platz 'Meet&Greet' oder am Coffeetable. Es macht mir Spass, die Kunden bei der Auswahl ihres Kaffeebohnen zu beraten und Tasting-Touren zu verkaufen und zu erklären. Ich habe an beiden Arbeitsplätzen die Möglichkeit, viel mit Kunden zu sprechen was ich dazu nutze, mein Englisch zu verbessern. Üblicherweise arbeitet man immer an wechselnden Plätzen (im Cafe als Ordertaker, Barista oder Runner und dann gibt es noch Meet&Greet und den Coffeetable). Da ich aber bei Meet&Greet und am Coffeetable sehr gute Umsätze mache (höhere als die meisten australischen Kolleginnen), darf ich auch meist hier arbeiten.

Die Arbeit ist sehr anstrengend in der Hauptsaison und seit ein paar Tagen sind nun auch Schulferien was dazu führt, dass ich die ganze Zeit auf den Beinen bin und von A nach B bis zu C und zurück sause und dabei natürlich immer freundlich lächle. Es macht mich stolz, dass ich so viele Touren verkaufe, vor allem weil ich ja Anfangs total Angst hatte, nicht mithalten zu können weil mein Englisch nicht so gut ist wie das der Australierinnen. Keine Ahnung warum ich so viele Touren verkaufe. Wenn meine Kolleginnen Touren erklären, dann hört sich das immer superprofessionell an (The-Ultimative-Tasting-and-Treasure-Experience). So ist das ja bei mir nicht unbedingt. Ich lass halt meistens meinen Charme spielen, schwärme den Kunden von unseren feinen Schokoladen vor und sage ihnen, dass sie so viel Kaffee trinken dürfen wie sie wollen. Und dann sagt fast jeder 'ja'.

An manchen Tagen habe ich ganz nette Erlebnisse. Gestern war so ein Tag. Zuerst war da ein kleines circa zweijähriges Mädchen. Sie hatte ein fast bodenlanges weisses Kleid an und sah aus wie eine kleine Prinzessin. Total neugierig erkundete sie jede Ecke und immer mit einem spitzbübischen Grinsen im Gesicht. Am liebsten spielte sie mit Kaffeebohnen und fing immer an zu protestieren wenn ihre Eltern sie davon wieder wegholen wollten. Als ihre Eltern dann gehen wollten, stand sie am Ausgang und winkte ihren Eltern als wolle sie sagen 'tschüüühüüüsss, ich bleibe hier!'.

Dann habe ich gestern einem Ehepaar die Tastingtour erklärt. Am Ende informierte ich sie noch über unser 100-Prozent-Geld-zurück-bei-Nichtgefallen-der-Tour. Daraufhin lachte die Frau und sagte zu mir, dass die Art wie ich ihr die Tour erklärt hätte so nett war und allein das schon die 19 Dollar Eintritt Wert sei. Das hat mich ja mal richtig verlegen gemacht.

Später erzählte mir noch eine andere Frau, dass sie und ihre Familie Morgens nicht wussten, ob sie auf eine Plantage oder zu Coffeeworks gehen sollen. Schliesslich haben sie sich dann für Coffeeworks entschieden und ihre Kinder seien total begeistert. Unsere Tasting-Tour sei viiieeelll besser als mit dem Truck über eine Plantage zu fahren.

Dann gibt es aber auch andere Tage.
Das sind meist Tage an denen viel los ist und wenn wir eh schon viel Arbeit haben, schmeissen Kunden ihren Abfall auf den Boden, sie kippen Milch in die Zuckerdöschen und fassen mit ihren Fingern in die Kaffeebohnen-Schüsseln (und ich könnte wetten, dass die Leute die sowas machen auch nicht ihre Hände waschen wenn sie auf dem Klo waren). Kürzlich setzte eine Mutter ihren Hosenscheisser auf den Tresen der Kaffeebar wo dieser mit seinen Dreckpfoten alles anfassen und in den Mund stecken wollte. Der Mutter war es völlig schnuppe. Hallo??? Wir haben ja auch Hygienevorschriften und wer will einen angesabberten Löffel haben? Ausserdem hab ich schon genug zu putzen! Irgendwann hatte ich dann genug und habe das Kind dann daran gehindert sich noch weiter zu bedienen.

Manche Gäste füllen sich einen Becher mit Schokolade und lassen ihn dann irgendwo stehen. Andere 'bauen' aus unseren Schokoladenbohnen Strassen auf dem Tisch. Vor einiger Zeit habe ich im Tastinggebiet einen Schokoladentablett ausgetauscht weil da ein braunflüssiges Häufchen drin war. Igitt. Es sah so aus, als hätte jemand Schokolade gegessen und gleich wieder ausgespuckt. Und wir konnten dann die ganze restliche Schokolade wegschmeissen. Die grössten Schweine leben nicht im Stall. Solche Situationen finde ich nervend und frustrierend und dann wünsche ich mir, dass genau diese Leute selbst mal irgendwo im Service arbeiten.

Vermutlich würden sie dann so enden wie zwei meiner Kolleginnen: Wenn ein Kunde kommt, schnell wegrennen. Wenn man zu faul ist seine eigene Arbeit zu tun, einfach langsamer arbeiten und andere vorschicken ("Kannst nicht du das Liqueur-Tasting mit den Kunden machen? Die sind heute so unfreundlich"). Und dann kommen noch so Sätze wie: "Ach, heute hab ich ja grad gar keinen Bock die Touren zu verkaufen. Weisst du, ich schicke die am liebsten gleich ins Cafe!". Sowas bringt mich total auf die Palme und wäre Englisch meine Muttersprache und würde ich hier langfristig arbeiten würde ich die Beiden irgendwann mal richtig Rund machen. Wie kann man so faul und träge sein? Andererseits denke ich mir dann wieder, dass die schon sehen werden was sie davon haben. Kaum jemand dort hat je eine Ausbildung gemacht. Irgendwann heiraten sie, bekommen Kinder und arbeiten wieder Teilzeit im Cafe - ihr Leben lang. Und wenn sie mehr von Australien sehen als den Bundesstaat in dem sie leben, haben sie viel von der Welt gesehen.

Vielleicht ist das Teil der 'Easy-Going'-Mentalität hier. Nicht überanstrengen und auch nicht so viel nachdenken beim Arbeiten. Zum Beispiel hatten wir ein Problem mit unseren grossen Pump-Isolierkannen im Tasting-Gebiet. Leider gingen die Deckel immer wieder kaputt und man kann immer nur ganz Kannen kaufen aber keine Ersatzdeckel. Die Kannen sind jedoch sehr teuer. Nun stand die Frage im Raum, ob man neue Kannen anschafft. Heute dachte ich mir dann irgendwann, dass es ja wohl nicht so schwierig sein kann einen dämlichen Pumpdeckel zu flicken. Und siehe da... eine kleines Plastikstück war nicht mehr am richtigen Platz und ich musste es nur zurückstecken.

Da finde ich doch die baden-württembergische 'wir-können-alles-ausser-hochdeutsch'-Mentalität viel besser! Wir stellen in Deutschland so vieles her was funktioniert und auch noch gut aussieht. Von Haushaltsgeräten über Industriemaschinen hin zu super Autos und wir haben die besseren Handwerker. Davon kann Australien nur träumen.