Mittwoch, 12. März 2008

Aufbruchstimmung + Vorfreude




Mittwoch, 12. März
Heute ging bei uns im Geschäft wieder der Punk ab. Es war richtig „busy“. Interessanterweise ist hier Mittwochs am meisten los – im Gegensatz zu Deutschland: Dort sind die Menschen an Montagen, Freitagen und eingeklemmten Tagen nach Feiertagen am aktivsten.

Nach der Arbeit bin ich wieder zur School of the Air gefahren. Letztes Mal gab es nicht viel zu sehen, da die Schüler sich alle in Alice Springs zum Ausflug getroffen haben – das machen sie einmal im Jahr damit sie auch mal Kontakt zu anderen Kindern bekommen. Heute war dann endlich Unterricht: Französisch. Die Lehrerin sitzt in einem Glaskasten (ich würde mir da vorkommen wie ein Affe im Zoo, aber vermutlich gewöhnt man sich daran), davor circa 50 Touristen.

Dank der vielen Touristen musste ich noch nicht einmal Eintritt bezahlen. Nach ewigem warten an der Kasse bin ich dann irgendwann einfach mal rein gestiefelt. Während des Unterrichts sind die Schüler mit der Lehrerin über Internet und Webcam verbunden. So konnte ich zum Beispiel auch sehen, dass das ganz „normale“ Schüler sind, deren Motivation nicht größer ist wie meine damals war. Der Name „School of the Air“ kommt daher, dass die Schüler alle zwei Wochen angeflogen wurden bzw. werden. Der Pilot bringt ihnen dann die neuen Hausaufgaben und Unterlagen für die nächsten zwei Wochen und holt die Unterlagen der vorhergehenden zwei Wochen wieder ab. Allerdings wird das auch immer mehr auf Internet umgestellt. Zumindest was das Einzugsgebiet anbelangt, kann diese Schule von sich behaupten, die größte der Welt zu sein. Derzeit werden circa 120 Schüler unterrichtet und die leben auf einer Gesamtfläche von 1.000.000 km².

Dienstag, 11. März
Heute ist ein ganz besonderer Tag: Ich beginne meine Arbeit nicht erst um 8.30 Uhr sondern um 5.00 Uhr morgens. In meiner Schicht bereite ich üblicherweise das Gemüse für die Sandwich-Bar vor, mache Salate, bereite Getränke wie Smoothies und Juice-Spezial vor, nehme Bestellungen entgegen, serviere den Kunden das Essen und nicht zu vergessen – der Abwasch. Bisher habe ich in meiner Mittagspause meist einen Sandwich gegessen. Die sind traumhaft lecker. Eigentlich schmeckt mir das australische Brot ja nicht. Aber die Brötchen meiner Chefin Andrea sind einfach göttlich. Nun wollte ich vor meiner Abreise unbedingt noch erfahren, wie diesen genialen Brötchen – wir haben drei Sorten: White/Wholemeal/Multigrain – gemacht werden. Das war auch der Grund für meinen frühen Start. Ich war überrascht, was wir in drei Stunden (neben einem großen Einkauf im Supermarkt) alles geschafft haben:

- Bread Rolls, alle drei Sorten
- Focchacia Bread (ich liebe die Veggie-Focchacia mit Paprika, Zwiebeln und Pilzen)
- pikante Savoury Muffins mit Mais, Tomaten und Lauch drin
- Blueberry Muffins
- Sultana Scons
- Vegetarische Quiche mit Tomaten, frischem Basilikum und Feta (die mag Boris so gerne)
- Stuffed Damper (eine Art Dampfnudeln mit Gemüse-Käse-Füllung)
- Pecan Biscuits
- Brownie Slice

THE BEST AUSTRALIAN BREAD-ROLLS:

Ja, in Andreas Küche geht etwas. Sie hat alles prima organisiert, Leerlauf gibt es keinen – wir haben einfach immer viel zu tun. Das ist Andrea:

Mit dem Messer kann ich auch schon schneller schneiden. Aber ich muss noch etwas mehr üben – ich bin noch nicht so schnell wie ich mir das vorstelle (Christian, du bist mein grosses Vorbild!).

Hier noch ein Bild aus der Zeitung - meine Chefin und ihr Mann:

Sobald ich nach Deutschland zurückkomme, werde ich erst einmal Klara fragen, ob ich ihre Küchenmaschine testen darf und dann anfangen darauf zu sparen. Damit kann ich euch dann bei euren Besuchen leckere Säfte, Smoothies, Brötchen etc. zaubern. Und da ich ja nun zwei Monate lang so richtig Küchenluft schnuppern durfte, werde ich künftig beim Kochen auch noch doppelt so schnell sein wie vorher. Schon wieder was fürs Leben gelernt ;-)

Nun ja, leider ist nicht überall alles so gut organisiert- Hier ein Bericht über Boris’ Erfahrungen mit der Arbeitswelt in Alice Springs:

Boris:
"meine arbeit ist in den letzten 2-3 wochen richtig nerven aufreibend geworden, denn es ist einfach alles chaotisch und unorganisiert.

mein chef ist eine ziemlich faule person, um es mal höflich auszudrücken...
meistens verrichte ich den hauptteil der arbeit und er lässt es sich nicht nehmen gemütlich daneben zu stehen und mir nutzlose ratschläge zu geben. falls es ihm mal in den sinn kommt zu arbeiten, verletzt er sich ständig, stolpert über so ziemlich alles worüber man auch nur stolpern kann, oder lässt es sich nicht nehmen sich mal gelegentlich mit der flex in den finger zu schneiden.
Ausserdem sind ja immer die anderen schuld und natürlich nie er selbst!!
Soviel zu meinem chef, die arbeitsweise ist eigentlich fast noch chaotischer als er.
Fast die hälfte meiner arbeitszeit verbringe ich damit auf material zu warten bzw. material zu suchen. ich kann in der regel davon ausgehen, dass es immer zu wenig schrauben hat und auch sonst meistens vieles knapp kalkuliert ist. da kommt es schon mal vor das mein chef auf einmal für 3 std. verschwindet um neues werkzeug oder material zu kaufen. ich frage mich manchmal wie hier geld verdient wird :-)
wir warten nun schon seit mehr als 7 tage auf einen truck von perth der uns mit neuem material versorgen sollte, dieser traf zum glück heute ein. auf diesem truck befand sich ein schiffskontainer der entladen werden musste. nach einer weile stellten die blitzköpfe aber fest das sie zwar einen kran haben um diesen abzuladen aber keinen der den kran bedienen kann und darf. wir beendeten deshalb unseren tag heute um 12h. Solche dinge kommen fast täglich vor und es fällt mir mittlerweile echt schwer diese ganzen leute dort noch ernst zu nehmen..."
mehr unter:
http://www.bamm-now.blogspot.com/
(er stellt seinen neuen Blogeintrag heute noch ins Netz)

Sonntag, 9. März
Wir fahren endlich in den DesertPark. Er ist etwas außerhalb von Alice Springs und wir lernen heute, welch unglaubliche Pflanzen- und Artenvielfalt sich in einer Wüste tummelt. Besonders angetan hat es mir der kleine Thorny Devil:

Ein großes Problem sind die wilden Kaninchen, Katzen und Füchse die durch die Europäer nach Australien gebracht wurden. Da kaum natürliche Feinde vorhanden sind, vermehren sich diese Tiere hier rasend schnell und sind leider zu eine großen Plage geworden. Manche Australier sind sogar so wütend auf die schnuckligen Kaninchen, dass sie an Ostern keinen Osterhasen („Easterbunny“) sondern einen Osterbilbie kaufen. Bilbies sind Nasenbeutlertiere (was auch immer das sein mag) und in etwa so groß wie Hasen. Sie sehen aus wie eine Mischung aus Spitzmaus-Ratte-Känguruh-Hase.

Das Problem ist, dass die europäischen Tiere entweder den australischen Tieren das Futter wegfressen (die australischen Tiere haben einen geringeren Futterbedarf und verwerten dieses auch besser) oder dass sie die australischen Tiere gleich ganz auffressen – was sehr tragisch ist, da schon sehr viele australische Säugetiere dadurch ausgestorben sind.


Viele australische Tiere haben spezielle Überlebenstechniken mit denen sie in diesem Klima gut leben können. Ein großer Teil ist zum Beispiel nachtaktiv, manche Mäuse machen nur ganz konzentriert Pipi – das alles um den Flüssigkeitsverlust möglichst gering zu halten.


Ein grosses Dankeschön noch an Boris - er hat die Bilder gemacht.

Samstag, 8. März
Boris und ich sind bei unseren Vermietern zum Curryessen eingeladen. Insgesamt sind wir ca. 15 bis 20 Leute und haben 9 verschiedene Currys zur Auswahl. Bei dem Curryessen lernen wir auch das Nachbarehepaar kennen. Die beiden sind total nett und sehr interessiert an unseren Reiseberichten. Für kommenden Freitag sind wir verabredet und werden in der Stadt etwas zusammen trinken gehen. Wer sich wundert warum wir unsere Nachbarn nach zwei Monaten zum ersten Mal auf der Party kennen lernen: Hier in Australien sind die Zäune in etwa so hoch wie ich und sehr oft aus geschlossenem Blech. Daher weiß man einfach nicht was sich dahinter verbirgt.

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Und hier sende ich Euch - auf besonderen Wunsch von Nicki und Caro - VIEL SONNE. Es ist das Wetter der vergangenen und dieser Woche hier in Alice Springs.

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Kürzlich bin ich zum Fotografen gegangen. Schließlich wollte ich wissen, wie der Fluss in Alice Springs MIT WASSER aussieht (das passiert ganz selten – ich glaube nur alle paar Jahre).

Hier die Bilder – einmal mit Wasser (AUSNAHMEZUSTAND):


– einmal ohne Wasser (NORMALZUSTAND):

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Und dann noch ein Größenvergleich zwischen Australien und einigen anderen Ländern:


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Hier habe ich noch ein Artikel (zur Vergrösserung einfach draufklicken) über die Entschuldigung des Premierministers Kevin Rudd gegenüber den Aborigines (ich habe kürzlich berichtet):

Beim Arbeiten haben wir auch immer wieder Aborigine-Kunden. Diese sind nur leider meist total unfreundlich, sagen weder "Good Morning" noch "Hello" oder sonst irgendwas. Sie sehen in der Regel recht verwahrlost aus. Immer wieder kommen auch verzottelte Kinder vorbei - einer drückte kürzlich seine verrotzte Nase direkt an unsere Sandwichbar-Scheibe (ekelhaft, brrrr... schüttel...) - da frage ich mich dann, wo die Eltern sind die sich ja eigentlich um ihre Kinder kümmern sollten. Sowas wie Nase putzen ist bei den meisten Kindern gar nicht üblich. Zwischen Nase und Mund ist dann eine Art Dauer-Schnodder-Spur gelegt. Es gibt auch andere, ordentliche und freundliche Aborigines. Aber die sind leider die Ausnahme.

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Ich habe keine Ahnung, was ihr in Deutschland so für Musik hört. Hier jedenfalls die Ohrwürmer der letzten Wochen - die spielen hier in den Radios rauf und runter:



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So, das wars für heute. Der nächste Blogeintrag kommt aus Cairns - und auf den Eintrag freue ich mich schon ganz besonders da ich meine Tante Kristiane und Cousine Nicole nach fast 19 Jahren endlich wiedersehen werde!

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