Freitag, 18. April 2008

Mareeba


2. Gastkommentar von Nicki H. hoechstpersoenlich:

Nachdem wir Boris nach Asien geschickt haben, sind Simone und ich zu ihrer Cousine Nicole Weigand (australisch gesprochen: Wiigend) nach Mareeba gefahren. Mareeba liegt 60 km von Cairns entfernt, man braucht aber ewig um dorthin zu kommen. Ja, tatsächlich gibt es auch in Australien Serpentinenstraßen. Interessant finde ich, dass die Straßen in Australien, die schwer zu fahren sind (wie so megakurvige Straßen), immer wieder zweispurig werden, dass die langsameren Fahrzeuge (wie unser „Stan“) die schnelleren Autos vorbei lassen koennen. Wobei gesagt werden muss, dass hier die schnelleren Autos natuerlich rechts ueberholen und die langsamen (immer wir) links fahren.

Dann kommen wir in Mareeba an und ich lerne Nicole, ihre Freundin Mel und die Mitbewohnerin Wendy kennen (und die Hunde und die Katzen). Ich bin ein bisschen aufgeregt weil ich nicht weiss ob ich mich mit Nicole unterhalten kann. Aber Nicole spricht langsam und sehr deutlich, ich habe keine Probleme, sie zu verstehen. Nur beim sprechen fehlen mir manche Wörter. Ist das schlimm, wenn man etwas erzaehlen will und dann fehlen einem die Worte. Bis ich in meinem Mini-Langenscheidt mal nachgeschlagen habe wie das Wort heisst, sind die schon viel weiter mit dem Gespraech. Ich bin richtig stolz auf Simone, sie plappert wie ein Wasserfall. Und wieder hoere ich ihren australischen Slang heraus, klar, hier sagt man nicht Yes, hier sagt man Yeah. Und ich kann euch sagen, das hat Simone wirklich drauf.

Ich will endlich Kangaroos sehen und deshalb fahren wir am naechsten Tag zu Granit Gorge. Dort leben kleine Minikaengurus, die Wallabys. Das ist einer von Simones Lieblingsplaetzen hier. Die Wallabys sind ganz gierig auf das Futter das wir mitgebracht haben. Auch hier gibt es einen schoenen Fluss in dem wir baden koennen. Kaum haben wir Boris nach Asien geschickt, lernen wir einen huebschen braungebrannten Australier kennen:



Der aber eindeutig kein Interesse an deutschen Frauen hat. Recht hat er. Simone springt in den Fluss und schwimmt eine Runde. Ich muss sagen, dass mir das baden durch die staendigen Warnmeldungen vor Krokodilen schon vergangen ist. Deswegen springe ich nur kurz zum abkuehlen rein. Simone, die Outbacklerin, laesst das kalt. „Hier steht doch nirgends ein Warnschild.“ Ja schon, aber ich kann hinter jedem Felsen und in jeder dunklen Stelle im Fluss ein Krokodil erkennen.

Spaeter fuettern wir noch einmal die Wallabys. Jetzt, da die Mittagshitze vorbei ist, haben die so richtig Hunger. Es ist aber schon ein bisschen unheimlich, als eine Horde Wallabys auf und um Simone rum sitzt. Kaengurus fressen doch kein Fleisch oder? Und dann haben wir noch das grosse Glueck und sehen eine Wallaby-Mutter mit einem Baby im Beutel. Sie will sich das leckere Futter auch nicht entgehen lassen.







Als wir uns auf den Rueckweg machen, hoppst am Straßenrand gerade ein richtiges, grosses Kangaroo in das hohe Gras. Doch Simone, das war wirklich eins, ich habs gesehen.



Am Mittwoch besuchen wir The Coffee Works, eine Kaffeeroesterei in Mareeba. Es duftet wunderbar nach frischem Kaffee.



Wir koennen verschiedene Kaffee- und Teesorten probieren und spaeter wird dann noch hausgemachte Schokolade zum probieren angeboten. Mmmhhh weisse Schokolade mit Minze, voll fein. Wir erfahren, dass 70 % des australischen Kaffees aus dieser Region kommt.



Wir verfolgen den Weg der Kaffeebohnen vom Baum in die Roestanlage, von wo die Bohnen dann in grosse weisse Tonnen gefuellt werden. Dort laesst man die Bohnen ein bisschen ruhen und dann werden sie umgefuellt in Kaffeepaeckchen oder in grosse Jutesaecke. Gepflueckt werden die Bohnen mit einer Maschine, man braucht lediglich noch zwei Arbeiter, die die Maschine bedienen. Erstaunt sind wir darueber, dass die Maschine wohl in der selben Zeit die gleiche Arbeit macht wie 650 Arbeiter. Nach dem waschen und trocknen kommen die Bohnen zum roesten.



The Coffee Works hat auch ein Museum, in dem alle Arten von Kaffeemaschinen, Teekochern und Kaffeemahlmaschinen ausgestellt sind, die es je gab. Hier haben wir aufregende uralte Siemens-, Braun- und Melitta-Kaffeekocher entdeckt. Und die grossen Industriekaffeemaschinen sahen damals aehnlich aus wie die grossen Maschinen, die es heute in Coffeeshops wie das Henry´s gibt. Direkt im Eingangsbereich steht eine schoene grosse Roestmaschine und Simone und ich sind megastolz darauf, dass diese Maschine aus Ludwigsburg (yeah) kommt.



Spaeter an diesem Tag fahren wir noch im Mareeba Heritage Museum vorbei. Hier steht ein alter romantischer Eisenbahnwagen. Simone traeumt davon, diesen Wagen als Sommerhaeuschen umzubauen. Im Museum finden wir aber noch andere aufregende Dinge. Z. B. uralte Telefone, die wir gleich ausprobieren. Uuuuh hier ist ein richtiger Vermittlungsarbeitsplatz ausgestellt, die man in den frueheren Filmen immer sieht („Hallo Vermittlung?“), ich bin begeistert. Und Simone versucht sich in dem ausgestellten Klassenzimmer als strenge Lehrerin. Aber bei den Regeln, die junge Lehrerinnen damals einzuhalten hatten, waere uns der Lehrerinnenjob sofort wieder vergangen. Pah, es ist nicht erlaubt, die Stadtgrenzen alleine zu verlassen oder in Begleitung eines jungen Mannes, der nicht zur Familie gehoert, spazieren zu gehen. Hoe hoe.



Hier in Mareeba erfahre ich uebrigens auch dass Cowboys hier Jackaroo heissen und ein Cowgirl ist eine Jillaroo.

Als ich am Donnerstag Morgen aufstehe, hat Simone der Putzwahn gepackt. Jetzt wird Stan mal so richtig sauber gemacht.

Und hier koennt ihr sehen, dass Nicki von der australischen Sonne schon richtig Farbe bekommen hat:



Spaeter fahren wir auf der Avocadofarm vorbei, auf der Simone die letzten Wochen gearbeitet hat. Wir treffen nur einen einsamen Arbeiter, alle anderen haben jetzt frei, die Avocados sind abgeerntet. Als naechstes sind die Zitronen dran, die brauchen aber noch einige Wochen bis sie reif sind. Simone erzaehlt aufgeregt von dem fleissigen Treiben, das hier noch vor ein paar Wochen geherrscht hat und zeigt mir die Avocadoplantage und die Verarbeitungsanlage. Im Hof der Farm steht ein Macadamianussbaum. Ich finde es einfach klasse, dass man hier einfach zum Baum laufen kann um sich Avocados, Zitronen und Macadamianuesse zu holen wenn man welche braucht.



Als Simone noch bei ihrem Chef vorbei schauen will, fotografiere ich den grossen Palmtree, der im Hof steht. Simone ruft mir zu, dass ich bei den Palmen vorsichtig sein soll – hier in Australien ist die Gefahr von einer fallenden Kokosnuss verletzt zu werden groesser als die, von einem Hai gebissen zu werden. Ja, ich stehe gerade mitten unter einer Kokosnusspalme.



Juhu - waehrend ich gerade diesen Blogeintrag schreibe kommt Nicole zu uns und sagt, dass sich ein paar Meter von ihrem Haus entfernt eine grosse Kaenguruh-Herde niedergelassen hat. Wir schnappen uns die Kamera und laufen zu dem nicht weit entfernten Golfplatz. Die Kaenguruhs sind auf Futtersuche, und hier gibt es viel viel Gras und schoene gruene Blaetter. Es ist unglaublich, dass wir ausgerechnet hier eine so grosse Herde finden. Meistens sieht man ja nur kleine Kaenguruhgruppen.

Im Vordergrund seht ihr ein ganz witziges Kangaroo mit seiner One-Man-Show:



Simone traut sich bis auf 10 Meter an die Tiere heran. Es ist immer wieder erstaunlich, wieviel Power die Kaenguruhs in ihren Beinen haben. Die Fuesse sind zudem riesig (bestimmt Schuhgroesse 100), das ist vielleicht auch der Grund warum bei einem Kaenguruhbaby die Fuesse aus dem Beutel der Mutter haengen und nicht der Kopf.

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